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Grete Wiesenthal – Renaissance einer Tanzform

 

tanznetz.de 04.02.2009

 

Das Wiesenthal-Buch stammt von Susanne Mundorf, die eloquent sich um die Konservierung und Weiterentwicklung des Wiesenthal-Erbes große Verdienste erworben hat, und die im zweiten Teil, unterstützt von aussagekräftigen Fotos, den Wiesenthal-Lehrplan analysiert. Es folgen dann noch Stichworte zur Wiesen­thal-Terminologie, ein Verzeichnis der Wiesenthal-Choreografien mit dezidierten Angaben ü̈ber die Musik, die von ihr selbst erarbeiteten Choreografien im Wiesenthal Stil und biografische Notizen über die Autorin, ihre Mitarbeiterinnen und Tänzerinnen; also alles, was uns an heutigen Wissen über diese Ikone der Wiener Walzer­kultur zur Verfügung steht.

 

Horst Kögler

 

 

SZ 05.01.2009

„Leichtfüßiger Roman“ Mundorf schreibt Buch über Tanzlehrerin

 

Susanne Mundorf, seit Mitte der 1980er Jahre im Landkreis Starnberg ansässig und bis heute unermüdlich als Tanzpädagogin tätig, hat Zeit gefunden, ein Buch zu schreiben. Darin kommt, notwendigerweise, die Sprache des klassischen Ballett-Tanzes, das Französische, vor und wenn der Laie darin einen Satz wie diesen liest und nicht versteht, „mit einem coupé und plié relevé ein develloppé à la seconde ins ecarté öffnen“, dann muss er ihn auch nicht verstehen. Dieser für die Fachwelt gedachte Satz steht im zweiten Teil des Buches mit dem Titel „Grete Wiesenthal- Renaissance einer Tanzform“ innerhalb eines von,der Autorin entwickelten Lehrplans der Wiesenthal-Technik. Darin werden an zahlreichen Fotofolgen Bewegungsabläufe bei bestimmten Figuren demonstriert und erklärt. Die erste Hälfte des großformatigen, 165 Seiten starken Buches jedoch, die der Geschichte einer großen, eigenwilligen und charismatischen Tänzerin des 20. Jahrhunderts gilt, liest sich spannend wie ein Roman, wie ein tänzerisch leichtfüßig geschriebener Roman, ist aber tatsächlich ein Bericht über Fakten, geschöpft aus einem breiten eigenen Wissens- und Erfahrungsfundus der Autorin und einer Vielzahl von Recherchen. So ersteht ein lebendiges Bild von der wie selbstverständlichen Verschränkung von Kunst, Kultur und Lebensart im immer noch von der K. und K-Monarchie bestimmten Leben im Wien der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts bis zum Einmarsch der Nazis. Mundorf, aus einer österreichisch-böhmischen Theaterfamilie stammend, hatte nach dem Krieg in der Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien Klassisches Ballett und Modernen Tanz, was sie auch zu Grete Wiesenthal führte, und später in Salzburg am Mozarteum Schauspiel studiert. In München, wo sie an der Kleinen Komödie und am Residenztheater gespielt hatte, fand sie mit der Übernahme einer kleinen Ballettschule in Mörlbach eine neue Aufgabe. Tastende Versuche, ihren Schülerinnen den sehr weiblichen, trotz strenger Bewegungsvorgaben weich schwingenden Wiesenthalschen Tanzstil, bei dem weite Röcke ein Eigenleben entwickeln dürfen, nahe zu bringen, stießen sofort auf Begeisterung. So kam es im Rahmen des dann in Starnberg eröffneten „Tanzprojektes“ zu gefeierten Aufführungen von Choreographien nach Wiesenthal und ein Teil der jungen Balletteusen, einige davon aus Starnberger Familien, verschrieb sich auch diesem Stil und lehrt ihn bis heute. Susanne Mundorf, die seit einigen Jahren in Seefeld lebt, unterrichtet seit 1991 diesen Tanzstil der Lebensfreude und studiert ihn auf der Basis von Choreographien aus dem Repertoire von Grete Wiesenthal ein, in Verbindung mit der FU Berlin ebenso wie in Ballettschulen und Tanzzentren in Pasing, Taufkirchen und Unterhaching. Unter anderem wurde sie eingeladen, Aufführungen in dem Ballettzentrum Hamburg von John Neumeier und dem Aalto Ballett-Theater Essen zu verwirklichen.

 

Ingrid Zimmermann

 

 

Ballett Intern 01/2009

 

Ein Fisch, ein Schwan, ein Schmetterling - doch ist es kein Biologie-Buch. Sondern eines über »Grete Wiesenthal« und die Renaissance einer Tanzform, wie der Untertitel behauptet. Geschrieben von einer, die es wissen muss: Susanne Mundorf beschäftigt sich seit Jahrzehnten praktisch und theoretisch mit der Tanztechnik der Grete Wiesenthai, in dieser Publikation hat sie ihr Wissen zusammengefasst. Zum Namen Wiesenthal gehören im gleichen Atemzug zwei weitere Worte mit »W«:Walzer und Wien. Dort wuchs Grete zusammen mit ihren beiden anderen tanzenden Schwestern Berta und Elsa Ende des 19. Jahrhunderts auf. Und dort wurden die drei vor allem mit ihrem Tanz zu Walzermusik bekannt. Das Buch beschreibt auf den ersten 60 Seiten anschaulich den Werdegang der Wiesenthal(s), die Anfänge im Ballett der Wiener Oper, die selbstbestimmte Karriere vom ersten zaghaften Chopin-Walzer im Kreis der Familie bis hin zum musikalischen Kunsttanz, der um die Welt ging. Nach dem Ersten Weltkrieg wird aus der choreographierenden Tänzerin eine Pädagogin, 1919 eröffnet sie ihre Schule in Wien. Das Werk ist historische Fundgrube und praktisches Übungsbuch in einem, nach dem informativen ersten Teil folgt auf rund hundert weiteren Seiten der »Lehrplan der Wiesenthal-Technik«. Wer jedoch denkt, die Tanzformen beschränkten sich auf wohlig wiegende Walzerschritte, die sich jeder nebenbei abschauen kann, irrt. Anleihen beim Klassischen Tanz sind offensichtlich, ein Training insofern unerlässlich. Den Schmetterling zeichnet eine bestimmte Körperhaltung aus mit schwingendem Rock als "Flügelschlag", der Schwan entpuppt sich als anspruchsvolle Stangenübung, der Fisch ist die Weiterentwicklung des Schwans. Am 9. Dezember 2008 wäre die legendäre Tänzerin 123 Jahre alt geworden. Eines indes fehlt leider im Buch: Fotos von der tanzenden Grete WiesenthaI!

 

Dagmar Ellen Fischer

 

 

Tanz-Symposion

 

SZ 27.11.2006

„Wirbelnde Walzer in Wiesenthal-Technik“

Choreographin Susanne Mundorf beschäftigt sich mit dem tänzerischen Vermächtnis der Wienerin

 

Die Auseinandersetzung mit dem Walzer stand im Zentrum. So vermittelten die Auszüge aus Walzer Choreographien, die Susanne Mundorf auf der Basis ihrer jahrelangen Auseinandersetzung mit Grete Wiesenthal rekonstruiert hat, einen wohl sehr authentischen Eindruck von deren Arbeit. „Faszinierend sind die choreographischen Herausforderungen, die in der Wiesenthal-Technik liegen", sagt Mundorf, „die Möglichkeiten, den Raum mit weitschwingenden Bewegungen zu strukturieren, ihn zu erschließen, sind unerschöpflich und wesentlich anders und weiterführend als zum Beispiel im Klassischen Ballett." Sie selber betont, wie sehr sie das enorme Ausdruckspotential beeinflusst habe, das weit über die eigentlichen Walzerbewegungen hinaus begründet liegt. Schon in den an Bilder und Ausdruck des Jugendstils erinnernden „Wirbelnden Walzer" von Wiesenthal ist dieses über den Walzer Hinausweisende zu sehen. Die Bedeutung dieser großen Choreographin für das zeitgenössische Tanztheater wird dann sehr deutlich in der Arbeit „Walzer-Inferno, Der große Krieg", in der Susanne Mundorf und Ellen Steinmüller den Walzer in einen fast strindbergschen Totentanz münden lassen. Später noch zeigt Katja Wachter einen „Walzer für Unentschlossene", wie man sich von Grete Wiesenthal entfernen und gleichzeitig inspirieren lassen kann. Schon vor der Pause baut Brit Rodemund einen Walzer, wiederum nach einer Original-Choreographie, zu einer kleinen Szene aus, lässt die Grenzen zum Spiel fließend werden, ein Glas Sekt in der Hand, später einen Fächer. Ein großes Kompliment an die Choreographinnen, aber auch an die Kompanie für diese Auseinandersetzung mit Grete Wiesenthal.

 

 

Terpsichore – Gala V

 

AZ 31.10.2005

„Schöne Frauen im Rampenlicht: Das Bayerische Staatsballett mit der fünften Terpsichore Gala“

 

(...) Einen roten Faden gab es auch. Den Schwerpunkt bildeten diesmal Frauen-Soli, vom „Sterbenden Schwan” (Lopatkina) über José Limons „Chaconne” (Sherelle Charge) bis zu Grete Wiesenthals „Wein, Weib und Gesang” von 1921, hinreißend vorgeführt von Brit Rodemund. (...)

 

 

Erinnerung an Grete Wiesenthal

 

SZ 19.02.1996

„Das Lebensgefühl einer Epoche“

Das Söckinger Tanzprojekt erinnert an die Wiener Tänzerin der Jahrhundertwende, Grete Wiesenthal

 

(...) Mit diesem Tanztheater, das Susanne Mundorf mit fünf jungen Frauen auf den Spuren des Jugendstils und einer großen Tänzerin und Choreographin auf die Bühne brachte, wird nicht um nostalgischer Effekte willen künstlich zitiert, hier wurde versucht, authentisch einer neuen Weltsicht nachzuspüren, die nachhaltige Veränderungen des gesamten sozialen und kulturellen Gefüges mit sich bringen sollte. Wohl nie mehr wird es diese strotzende und mitreißende Beglückung und Freude an einem unbeschwerten Neuanfang - von den Tänzerinnen wunderbar zum Ausdruck gebracht - wieder geben. (...)